Gemüse erfolgreich zu Hause vorziehen
Lerne, wie du Gemüse erfolgreich zu Hause vorziehen und so teure Setzlinge sparen kannst. Du brauchst dafür keinen „grünen Daumen“, nur etwas gute Erde, Licht und die richtige Temperatur.
Als ich angefangen habe, Gemüse im Garten anzubauen, dachte ich, dass es zu kompliziert und schwierig ist, im Haus die Pflanzen vorzuziehen. Ich habe die Gemüsepflanzen für relativ viel Geld im Garten- und Baumarkt gekauft. Aber schon im 2. Jahr habe ich gemerkt, dass ich zu viel Gemüse anbauen wollte und Setzlinge einfach nicht mehr kosteneffektiv sind.
Setzlinge sind ideal für den Anfang, um langsam zu lernen, wie man Gemüse anbaut und für kleine Flächen oder den Balkon, wenn man nur wenige Sorten anpflanzen will.
Als ich es selbst ausprobierte, stellte ich fest, dass es gar nicht so schwer ist, wenn man ein paar Dinge berücksichtigt. Um es dir leichter zu machen, habe ich hier ein paar Tipps zusammengefasst, wie es auch bei dir zu Hause klappen kann.
Wenn du, wie ich, alle gerne im Detail planen möchtest, schau dir doch mal meinen Garten Planer an 😉
1. Zubehör
Hier sind ein paar Dinge, die dir bei der erfolgreichen Anzucht helfen:
Samen
Bei der Auswahl der Samen solltest du auf folgende Kriterien achten:
- Bio-Qualität
- Samenfestigkeit (die Samen der neuen Pflanzen können wieder ausgepflanzt werden)
- Gute Keimfähigkeit (wird oft in % angegeben. z. B. 95 % Keimfähigkeit bedeutet, dass von 100 Samen 95 keimen, wenn die Bedingungen stimmen)
Tipp: (unbezahlte Werbung) Wir kaufen unser Saatgut fast ausschließlich von Bingenheimer Saatgut.
Natürlich kann man auch im Gartenmarkt gutes Saatgut kaufen, aber man sollte trotzdem seine eigenen Kriterien haben. Was ist dir bei deinem Gemüse wichtig?
- Muss es Bio-Qualität sein?
- Wie viel möchtest du anpflanzen? Wenn du relativ wenig anpflanzen möchtest, brauchst du nicht unbedingt auf die Keimfähigkeit zu achten, da du ohnehin ausreichend Samen in der Packung hast.
- Möchtest du Gemüse anbauen, das gut wächst und wenig anfällig für Schädlinge ist? Dann kannst du auch F1-Sorten anbauen. Das sind Zuchtsorten, die nicht samenfest sind, aber schönes Gemüse produzieren, das wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge ist.
Behälter
Für die Anzucht im Haus verwende ich Anzuchtschalen und Plastiktöpfe, wenn die Pflanzen etwas größer werden. Ich wasche sie nach jedem Gebrauch gut aus und verwende sie nun schon seit vielen Jahren immer wieder. Wichtig ist nur, dass sie auf einem Untersatz stehen, der bewässert werden kann. Dafür kann man spezielle Unterlagen kaufen oder einfach alte Deckel von Kunststoffboxen verwenden.
Es gibt viele DIY-Möglichkeiten im Internet, die folgenden habe ich schon ausprobiert und hier ist meine Meinung dazu:
- Eierkartons aus Papier
Der Vorteil ist, dass sie sich beim Einpflanzen von selbst auflösen. Da der Karton aber viel Wasser aufsaugt, trocknen die Pflanzen schneller aus, d. h. man muss dann öfter gießen. Außerdem solltest du sie auf eine Unterlage stellen, die das Wasser hält, sonst kann es passieren, dass das überschüssige Wasser wegläuft. - Plastikbehälter aus der Küche, z. B. für Milch, Joghurt, Sahne, Pflücksalat, Margarine …
Es gibt den Behältern noch eine Möglichkeit genutzt zu werden, bevor sie im Plastikmüll landen, aber sie haben unten keine Löcher, um Wasser von unten aufzunehmen. Solltest du diese Option wählen, solltest du unbedingt unten Löcher hineinstechen oder bohren. - Behälter aus Zeitungspapier
Wenn du ohnehin Zeitungspapier zu Hause hast, ist das eine günstige Methode, um selbst Anzuchttöpfe herzustellen. Das Papier saugt das Wasser auf und ich hielt es für sehr instabil. Zudem wird das Papier zwar kompostiert, die Farbe aber nicht. Aber es gibt viele Leute, die diese Methode benutzen und kein Problem darin sehen.
Um diese Behälter herzustellen, benötigst du etwas Rundes (ein Glas oder eine alte Dose), um dass du das Papier wickeln kannst. Schneide das Papier so zu, dass du es in der Länge mehrmals um den Behälter wickeln kannst und in der Breite so, dass es unten etwas mehr als die Hälfte des Durchmessers übersteht. Wickle nun das Papier um das Gefäß und drücke es fest an. Es kann auch hilfreich sein, das Papier vor dem Herausziehen des Gefäßes auf einem Tisch etwas zusammenzudrücken. - Toiletten- oder Küchenpapierrollen:
Sammle sie ein Jahr lang, dann hast du genug für deine Anzucht. Du kannst die Rolle einfach so mit Erde füllen oder sie unten verschließen.
Um die Toilettenpapierrolle zu verschließen, falte die Rolle an einem Ende flach, dann noch einmal, aber mit der anderen Seite, sodass ein Quadrat entsteht, schneide an den vier Ecken ca. 2 cm ein. Jetzt werden die Seiten wie ein Karton gefaltet. Lege die Rollen dicht nebeneinander, damit sie nicht umfallen.
Auch hier ist das Problem, dass die Rollen das Wasser aufsaugen und nach ein paar Tagen fand ich es ziemlich instabil. Ich habe die Pflanzen dann zusammen mit der Rolle in einen Topf gepflanzt, bis sie in den Garten kamen. - Plastik- oder Pappbecher:
Ich bin kein Fan von Einweg-Plastikbechern, aber wenn man welche hat, kann man sie so wiederverwenden. In einem Jahr hatten wir welche bei einer Party geschenkt bekommen und ich habe sie so wiederverwendet, aber ich würde keine für den Garten kaufen. - Alte Pflanzentöpfe:
Wir haben im ersten Jahr viele Pflanzen angezogen gekauft, die Behälter habe ich alle aufgehoben und kann sie jetzt Jahr für Jahr weiterverwenden. - Anzuchtbehälter:
Wie schon erwähnt, verwende ich nur noch Anzuchtbehälter oder Anzuchtschalen. Das hat sich für mich am besten bewährt, da ich zwar einmal die Anschaffungskosten habe, aber seitdem die Behälter immer wieder verwenden kann.
Wichtig ist, dass die Behälter sauber und trocken sind. Behälter aus dem Vorjahr solltest du desinfizieren, damit sich keine Keime in deinen neuen Pflanzen vermehren können. Dazu kannst du die Töpfe mit Wasser und Seife reinigen und einige Stunden in die Sonne stellen oder mit einer Mischung aus Bleichmittel und Wasser (1:10) behandeln und die gereinigten Töpfe etwa 10 Minuten darin einweichen lassen.
Für die Bewässerung von unten eignen sich, wie bereits erwähnt, Deckel von Plastikkisten, spezielle Anzuchtunterlagen oder einfach eine wasserdichte Kiste, in die man die Pflänzchen stellt.
Kompost oder Anzuchterde
Deine Pflänzchen sind wie kleine Kinder, sie benötigen noch „Babynahrung“ ohne Keime, Insekten oder Bakterien. Im Gartenfachhandel gibt es biologische Anzuchterde, die du für die Aufzucht verwenden kannst. Allerdings sollte man dann Dünger verwenden, um den Pflänzchen die nötige Nahrung zu geben.
Ich vermeide chemischen Dünger und pflanze meine Samen in Biokompost und habe damit die besten Gemüsepflänzchen gezogen – ohne Dünger. Im Garten bekommen sie dann wieder eine Portion Kompost und wenn ich merke, dass die Pflänzchen mehr Nahrung benötigen, bekommen sie Komposttee oder eine Mischung aus Eierschalen, Bananenschalen und Kaffee.
Licht
Deine Pflanzen benötigen viel Licht. Am besten künstliches Licht, bis es draußen länger hell ist. Wenn du kein künstliches Licht verwenden möchtest, solltest du die Pflänzchen auf jeden Fall nach Süden an ein Fenster stellen.
Für künstliches Licht gibt es im Internet rot-blaue LED-Lampen, die hervorragend funktionieren, aber relativ teuer sind.
Alternativ kannst du auch einfache Halogenlampen verwenden, wichtig ist nur, dass diese das Sonnenlicht imitieren. Dafür benötigst du zwischen 5000 und 10000 Kelvin.
Wärme
Die Temperatur ist entscheidend dafür, ob deine Samen keimen oder nicht.
Achte deshalb auf die angegebene Keimtemperatur der Sorten, die du anpflanzen möchtest. Tomaten, Paprika und Chili mögen es warm, Salat hingegen keimt nicht oder nur schlecht, wenn es zu warm ist.
Zur richtigen Zeit säen
Auch wenn es oft schon im Januar in den Fingern kribbelt und man am liebsten sofort loslegen möchte, ist es wichtig, zum richtigen Zeitpunkt mit der Aussaat zu beginnen. Fängt man zu früh an, kann es passieren, dass die Pflanzen eigentlich in den Garten gehören und verwurzelt sind, es draußen aber noch zu kalt ist.
Am besten schaust du auf die Verpackung des Saatguts, dort steht meistens, von wann bis wann man am besten vorziehen sollte.
Saat gut aussäen
Wenn es so weit ist, füllt man die gesäuberten Behälter mit Kompost oder Anzuchterde und drückt die Erde gut an. Dann gibt man ein oder zwei Samenkörner in den Topf und je nach Keimtiefe (steht auf der Packung) noch etwas Erde dazu.
Alternativ kann man auch mehrere Samen in einem größeren Topf aussäen und die einzelnen Pflänzchen später umtopfen.
Ich plane immer etwa 10 bis 15 Prozent mehr Samen ein, als ich Pflanzen benötige. So habe ich am Ende immer genug für meinen Garten. Und wenn doch etwas übrig bleibt, freuen sich auch Verwandte und Bekannte über ein Pflänzchen als Geschenk 😊.
Die Samen müssen nun bis zur Keimung (also bis kleine Pflänzchen wachsen) immer feucht gehalten werden. Um zu verhindern, dass die Samen aus der Erde gespült werden, verwendet man am besten eine Sprühflasche oder eine Ballbrause.
Damit die Erde nicht austrocknet, kann man die Töpfe auch mit einem Deckel oder Frischhaltefolie abdecken. Es geht aber auch ohne, dann sollte man jedoch auf jeden Fall morgens und abends kurz nach den Pflänzchen schauen und gegebenenfalls etwas bewässern.
Hilfreich ist es auch, die Töpfe zu beschriften, oft sehen sich die Pflänzchen sehr ähnlich und es ist schwer zu unterscheiden, was was ist. Ich spreche hier aus Erfahrung 😉
Wenn die Pflänzchen gekeimt sind
Jetzt kann man die Abdeckung abnehmen und die Pflänzchen so nah wie möglich unters Licht stellen. Da sich die Pflänzchen nach dem Licht ausstrecken, kann es passieren, dass sie zu schnell zu groß werden, wenn das Licht zu weit weg ist. Das kann auch auf der Fensterbank passieren, wenn nicht genügend Tageslicht vorhanden ist.
Bis die Pflanzen die ersten „richtigen“ Blätter gebildet haben, gieße ich täglich von oben.
Sobald die Pflanzen die ersten vier Blätter gebildet haben, ist es Zeit zu pikieren, d. h. man entfernt die Pflanzen, die z. B. nicht so gut gewachsen sind. In den Töpfen, in denen mehrere Samen gekeimt sind, schafft man Platz, indem man die Pflanzen trennt. Entweder wirft man die überschüssigen Pflanzen weg oder man pflanzt sie in einen anderen Topf.
Um die Wurzeln nicht zu beschädigen, kann man einen Zahnstocher oder einen Pikierstab verwenden, um das Pflänzchen aus dem Topf zu heben.
Dieser Vorgang ist notwendig, damit jedes Pflänzchen genug Erde und Nährstoffe bekommt, um gesund zu wachsen.
Wenn du die Pflänzchen nicht wegschmeißen, sondern umpflanzen möchtest, ist es wichtig, die Erde im neuen Topf anzufeuchten (aber nicht nass zu machen). Um die neuen Pflänzchen richtig zu pflanzen, solltest du eine Mulde oder ein Loch machen, das tief genug ist, damit die Wurzeln hineinwachsen können. Die Pflänzchen sollten nicht tiefer als vorher gepflanzt werden, mit Ausnahme von Tomaten, die etwas tiefer gepflanzt werden sollten, weil sie dann mehr Wurzeln ausbilden und dadurch kräftiger werden.
Wenn du kleine Gefäße wie Eierkartons verwendet hast, ist es jetzt auch an der Zeit, die Pflanzen in einen größeren Topf umzupflanzen.
Vorsicht bei Kürbissen, Gurken und Bohnen: Sie mögen es nicht, wenn man sie verpflanzt, deshalb sollten sie von Anfang an in einen ausreichend großen Topf gepflanzt werden.
Je größer die Pflanzen werden, desto höher kann das Licht gestellt werden.
Nach dem Pikieren gieße ich nur von unten, um den Pflänzchen zu helfen, Wurzeln zu bilden. Die ersten 2 Wochen täglich, danach 3x pro Woche.
Auch hier sind Tomaten wieder eine Ausnahme. Tomaten mögen keine „nassen Füße“, deshalb gieße ich Tomaten nur ein wenig von unten, aber auch ein wenig am Stamm.
Pflanzen abhärten
Im Haus haben die Pflanzen ideale Bedingungen, kein Wind, kein Regen … um die Pflanzen auf den Garten vorzubereiten, ist es wichtig, sie abzuhärten und auf die Bedingungen draußen vorzubereiten. So wachsen die Wurzeln schon jetzt tief und stark.
- Um den Wind zu stimulieren und damit die Wurzeln etwas zu stärken, kannst du gelegentlich für kurze Zeit einen Ventilator (auf niedrigster Stufe) aufstellen. Du kannst auch gelegentlich vorsichtig mit der Hand über die Pflanzen streichen, um Bewegung anzuregen.
- Auch wenn Bewässerung von unten die Wurzeln stärkt, kannst du gelegentlich mit einer Sprühflasche Regen imitieren. Die Erde an der Oberfläche sollte jedoch vor dem Besprühen trocken sein.
Wenn sich weiße, schimmelähnliche Flecken auf der Erde bilden, handelt es sich um einen Pilz. Dieser entsteht, wenn die Luftfeuchtigkeit zu hoch oder die Erde zu nass ist. Abhilfe schafft es, etwas weniger zu gießen, die Erde etwas abtrocknen zu lassen und für gute Belüftung zu sorgen.
In den Garten pflanzen
Bevor du deine schönen Pflanzen ins Beet pflanzen kannst, musst du sie langsam an die Bedingungen draußen gewöhnen. Sonst kann es passieren, dass sie alle eingehen (ich spreche da leider aus Erfahrung).
Damit dir das nicht passiert, hier ein paar Tipps, wie du das ohne Verluste hinbekommst:
- Suche dir einen schattigen Platz in deinem Garten oder einen Platz, der nicht in der prallen Sonne liegt und wo es nicht so windig ist.
- Stelle deine Pflanzen dort am ersten Tag für 1–2 Stunden hin.
- Am zweiten Tag für 3 Stunden
- Wiederhole das für die nächsten 5–8 Tage und erhöhe die Zeit jeden Tag um eine Stunde.
- Nach und nach kannst du die Pflänzchen immer näher an den eigentlichen Pflanzort bringen.
Sollte sich das Wetter in dieser Zeit drastisch ändern, z. B. plötzlich sehr kalt oder stürmisch werden. In diesem Fall ist es ratsam, die Gewöhnungsphase nach der Besserung des Wetters erneut zu beginnen.
Wenn möglich, pflanze deine Pflanzen an einem bewölkten Tag in den Garten oder gegen Abend, wenn die Nachmittagssonne langsam untergeht.
Sobald deine Pflanzen im Garten sind, gieße die Erde um die Pflanzen herum gut, damit die Erde aus dem Beet die Feuchtigkeit aus deinen Pflanzen aufsaugen kann und diese dann einwurzeln.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Aussaat und ein gutes Gedeihen!
Garten planen – erfolgreich ernten
Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Gartenjahr ist die Planung. Mit dem Gartenplaner kannst Du Dein Garten ganz einfach bis ins Detail planen.